Wie ich Costa Diamond aufgebaut habe mit 20 Jahren
 
          1. Wer bist du und welches Unternehmen hast du gegründet?
Ich bin Mayar Alrawas, doch die meisten kennen mich einfach als Miro. Aus meiner Leidenschaft für besondere Momente ist meine Eventagentur Costa Diamond entstanden. Offiziell hat sie ihren Sitz auf Zypern, aber meine Arbeit kennt keine Grenzen. Ob im Libanon, in Spanien, in Deutschland oder sogar in Paris – ich bin international aktiv und bringe Menschen zusammen, um unvergessliche Erlebnisse zu schaffen.
2. Erzähl uns etwas über deine Kindheit.
Ich bin im Libanon geboren und habe dort meine ersten Jahre verbracht. Später zog ich nach Syrien, wo ich mitten im Krieg zur Schule ging. Ich erinnere mich an die Tage, an denen ich auf dem Schulweg Bombeneinschläge hörte und ständig mit Angst lebte. Diese Zeit hat mich geprägt und mir gezeigt, wie wertvoll Sicherheit und Stabilität sind – Dinge, die man erst richtig schätzt, wenn sie fehlen.
3. Wie verlief deine schulische Laufbahn?
Als ich nach Deutschland kam, stand ich vor einer großen Herausforderung: eine neue Sprache, ein neues System und zusätzlich Erfahrungen mit Rassismus in der Schule. Leicht war das nicht. Aber ich ließ mich nicht entmutigen. Schritt für Schritt ging ich meinen Weg – zuerst der Hauptschulabschluss, dann die mittlere Reife und schließlich das Fachabitur. Jeder Abschluss war für mich ein persönlicher Sieg und ein Beweis für Durchhaltevermögen.
4. Wie ging es danach weiter?
Schon während der Schulzeit probierte ich eigene Geschäftsideen aus. Mit meinem Bruder gründete ich ein kleines Autohaus. Uns fehlte die Erfahrung, und die hohe Steuerlast brachte uns schnell in Schwierigkeiten. Wir gerieten in Schulden – mein erster großer Rückschlag, aber auch eine Lektion fürs Leben. Außerdem werde ich bald ein Studium in den Niederlanden beginnen, einen Master in Management, um später junge Menschen ausbilden zu können.
5. Wie ist die Idee zur Unternehmensgründung entstanden?
Die Idee zu Costa Diamond kam, als ich bei Hochzeiten und Konzerten immer wieder chaotische Abläufe sah: DJs verpassten Einsätze, das Catering kam zu spät, vieles war unkoordiniert. Ich dachte mir: „Das kann ich besser.“ So entstand die Motivation, Events professionell und strukturiert zu organisieren.
6. Wie wurde die Idee weiterentwickelt und umgesetzt?
Ein Notar unterstützte mich bei der Gründung und stellte mir sogar ein Büro zur Verfügung. Mein erster Auftrag war eine Hochzeit in Berlin, die ich aus Lübeck per Telefon organisierte. Das war eine echte Herausforderung, aber erfolgreich – und dadurch ergaben sich neue Kontakte, die weitere Aufträge brachten. Zusätzlich vertrauten mir Bekannte und Freunde ihre Hochzeitsplanungen an, was mir Reichweite und Erfahrung gab.
7. War Startkapital notwendig?
Ja, eigentlich schon. Ein Büro kostet mindestens 500 Euro im Monat, die Gründung rund 300 Euro. Durch die Unterstützung des Notars konnte ich diese Hürden überwinden. Ohne ihn wäre der Start kaum möglich gewesen. Später braucht man natürlich trotzdem Kapital, weil man vieles vorfinanziert und das Geld oft erst am Ende des Events zurückfließt.
8. Welche Herausforderungen gab es zu Beginn?
Die größte Hürde war meine fehlende Erfahrung. Ich musste lernen, richtig mit Clubs, Künstlern und Kunden umzugehen. Besonders fordernd war eine Show mit Samra, die ich in nur zwei Wochen auf die Beine stellen musste. Gleichzeitig baute ich mein Netzwerk auf – vieles Learning by Doing.
9. Gab es einen Moment, in dem du fast aufgegeben hättest?
Nein – niemals. Aufgeben kam für mich nicht infrage. Gerade die schwierigen Phasen haben meinen Ehrgeiz größer gemacht. Ich wollte mir und anderen beweisen, dass ich es schaffe.
10. Wie sieht dein Arbeitsalltag heute aus?
Früher erledigte ich vieles auf den letzten Drücker. Heute plane ich strukturierter und etwa zwei Monate im Voraus. Mein Arbeitstag umfasst durchschnittlich drei Stunden: morgens E-Mails, mittags Angebote und Rechnungen kalkulieren, abends Abläufe und Organisation checken. Seit Kurzem bin ich außerdem im Ticketverkauf aktiv – inklusive Planung und Versand.
11. Wie verdient dein Unternehmen aktuell Geld?
Der größte Teil meiner Einnahmen kommt aus Clubshows und GEMA-Rechten. Hochzeiten organisiere ich nicht mehr, weil sie sich finanziell nicht lohnen. Zusätzlich ergeben sich Einnahmen aus Aftershow-Events und weiteren Projekten, die regelmäßig dazukommen.
12. In welcher Umsatzspanne bewegt ihr euch derzeit?
Mein monatlicher Umsatz liegt zwischen 19.000 und 20.000 Euro. Zusätzlich erhalte ich alle drei Monate etwa 20.000 Euro an GEMA-Auszahlungen. Je nach Events und Aftershows kommen monatlich 5.000 bis 7.000 Euro hinzu.
13. Wie groß ist dein Team aktuell?
Ich habe kein festes Team. Ich arbeite überwiegend allein und greife auf ein Netzwerk externer Partner zurück – Security, Kameraleute oder Techniker. Diese werden meist direkt von den Clubs bezahlt. So bleibe ich flexibel und kann je nach Projektgröße skalieren.
14. Wie viel kannst du dir persönlich auszahlen?
Ich zahle mir monatlich rund 6.000 Euro aus. Mit den zusätzlichen GEMA-Einnahmen können es bis zu 10.000 Euro im Monat werden – abhängig von den laufenden Projekten.
15. Welche Kanäle nutzt du zur Kundengewinnung?
Mein Geschäft basiert vor allem auf Kontakten, Empfehlungen und Instagram. TikTok nutze ich bewusst nicht – es bringt zwar Reichweite bei Besuchern, aber keine neuen Auftraggeber.
16. Was sind derzeit die größten operativen Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist die Organisation großer Projekte, besonders in den Bereichen Sicherheit und Ablaufplanung. Beim Strandkonzert von Hava musste ich fast alles allein koordinieren – das war mental und organisatorisch extrem fordernd.
17. Welche Entwicklungen oder Projekte laufen aktuell besonders gut?
Aktuell laufen meine Clubshows sehr erfolgreich – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien, Griechenland und im Libanon. Das zeigt, dass die Marke Costa Diamond international wächst.
18. Was war bisher dein größter Erfolg?
Mein größter Erfolg war das erste Strandkonzert von Hava, das ich organisiert habe. Ein weiterer Meilenstein war die Show mit dem brasilianischen Künstler Meg Menor in Deutschland. Und Anfang 2026 steht mit der AYMO-Tour das nächste Highlight an.
19. Was war die wichtigste Lektion, die du gelernt hast?
Die wichtigste Erkenntnis lautet: Vertraue niemandem blind. Ein Finanzberater hat mich einmal hintergangen. Seitdem kümmere ich mich selbst um alle finanziellen Angelegenheiten. Kontrolle und Eigenverantwortung sind entscheidend.
20. Welche Fehler würdest du heute vermeiden?
Ich würde keine Geschäfte mehr auf Kommission eingehen – das hat mich bereits in große Schulden gebracht. Zudem plane ich nicht mehr in letzter Minute und teile meine Ideen nicht zu früh. Manche Vorhaben brauchen Zeit und Schutz, um sich richtig zu entwickeln.
21. Was motiviert dich jeden Tag aufs Neue?
Mein größter Antrieb ist mein Ehrgeiz – und meine Freundin, die mich von Anfang an unterstützt. Sie gibt mir Kraft und inspiriert mich, jeden Tag mein Bestes zu geben.
22. Welche Ziele hast du für die nächsten 12 Monate?
Ich möchte eigene Künstler unter Vertrag nehmen und mein Unternehmen in Richtung Label weiterentwickeln. Erste Verträge laufen bereits, und ich arbeite daran, diesen Bereich professionell auszubauen.
23. Was würdest du jungen Gründer*innen raten?
Gebt niemals auf. Habt Geduld, auch wenn es Rückschläge gibt. Denkt an Amazon – auch dort fing alles klein an. Wenn ihr diszipliniert bleibt, euch weiterentwickelt und dranbleibt, wird der Erfolg kommen.

